Kulinarik

Kosta – der Handwerksbäcker in Zitsa

Von
am
18. August 2020

Lange bevor man eine Bäckerei sieht, hat man schon ihren Geruch in der Nase. Der Geruch von frischem Brot und Gebäck ist einfach umwerfend und wird nicht zu Unrecht als der Duft der Düfte beschrieben. In unserem Fall war aber der Duft nicht zuerst da.

Zum Glück hatte Evi nämlich über AirBnb eine Werbung für eine „Entdeckung“ in der Nähe von Ioannina gefunden. „Artisan Baking in a Greek Village“ stand da und wir wussten sofort, dass ist das Richtige für uns. Also buchen und die Vorfreude genießen. Mit Kosta Karamichos vereinbarten wir schließlich, dass wir uns am 15. August, also am Feiertag treffen würden. Dies wäre für ihn weniger stressig, denn in den Tagen davor ist er ziemlich mit Arbeit eingedeckt.

Die Bäckerei war dank Google-Maps schnell gefunden und die letzten Meter lenkte uns ohnehin der schon beschriebene Duft. Wobei es hier nicht nur nach frischem Brot und Gebäck roch, sondern auch nach gebratenem Fleisch. Wie das? Die Antwort ist recht simpel, der große Ofen in Kostas Bäckerei fungiert gleichzeitig auch als Gemeindeofen. Alle die wollen, können ihre vorbereiteten Gerichte in ihren großen Kasserollen oder Pfannen in die Bäckerei bringen und dort wird dann oft über vielen Stunden hinweg das Gericht gegart. Nachdem der 15. August in Griechenland ein groß gefeierter Feiertag ist, waren entsprechend viele Gerichte im Ofen. Ein ganzes Lamm, Hühnerkeulen, und, und, und.

Im Ofen der Bäckerei werden auch viele Gerichte der Dorfbewohner geschmort.

Aber wir waren gekommen um von Kostas in seiner Bäckerei „Ο Φουρνος Του Χωριου“ (Der Bäcker des Dorfes – oder auch der Ofen des Dorfes) in die Kunst des Backens eingeführt zu werden.

Bevor es los ging erzählte uns Kostas aber kurz die Geschichte der Bäckerei, die sein Vater gründete, der im Ort eine Schafszucht betrieb. Als der örtliche Bäcker beschloss in den Ruhestand zu gehen, ergriffen die Eltern von Kostas die Chance diesen Platz einzunehmen und bauten eine neue Bäckerei auf. Wobei sie auf keinerlei Fachwissen zurückgreifen konnten. Alles war also „learning by doing“. Schon mit jungen Jahren stieg Kostas mit ein und eignete sich sein Fachwissen an. Seit nunmehr 25 Jahren ist er Handwerksbäcker und besonders stolz auf seinen eigenen Sauerteig und seine vielen kreativen Kreationen, die er in seiner Bäckerei umsetzen kann.

Wir starteten unseren Backkurs mit einer Alevropita – einem „Feta-Käse-Pie“. Tatkräftig unterstützt wurden wir dabei von der 4-jährigen Tochter von Kosta. Bei ihr merkt man schnell, dass sie in und mit der Bäckerei aufwächst.

Noch während die Alevropita im Ofen war, ging es schon an die zweite Pita. Eine vor allem in dieser Region sehr bekannte Version mit Spinat, Kräutern und Feta-Käse. Sehr ähnlich wie die überall in Griechenland bekannte „Spanakopita“. Hier wird allerdings kein Fillo-Teig verwendet, sondern der Teig erinnert eher an eine Tarte. Wir versuchten uns also an einer Platsopita. Und hier bekamen wir Unterstützung von Vassiliki, der Mutter von Kostas. Sie hatte im Garten schon Spinat, Jungzwiebel, Minze und andere Kräuter geerntet, die nun unsere Fülle ergaben.

Auch von Vassiliki bekamen wir Unterstützung.

Aber bevor wir diese Kreation fertig für den Ofen hatten, kam sozusagen als zweites Frühstück die frisch gebackene Alevropita auf den Tisch der Bäckerei. Ein Gaumenschmaus! Und wie uns Kostas verriet, lassen sich aus dem Grundrezept viele Varianten bauen. Und Kostas selbst hat schon viele probiert, wie er uns lächelnd anvertraute.

Die Zeit in Kostas Bäckerei verging jedenfalls wie im Flug. So viele Geschichten hatte uns Kostas zu erzählen, dass sie den Rahmen hier sprengen würden. Zum Beispiel, dass er seine Frau, eine Amerikanerin durch Couchsurfing kennen gelernt hat. Sie war bei ihm in Zitsa zu Gast und so ergab eins das andere. Für Kostas und seine Bäckerei gab Anna ihren Anwaltsberuf in New York auf und übersiedelte 2010 nach Zitsa, wo sie Kostas heiratete und nun zwei Kinder mit ihm hat.

Die vereinbarte Zeit für unseren Backunterricht war jedenfalls längst verstrichen, als wir uns am Familientisch über der Bäckerei versammelten, um gemeinsam mit Kostas Frau, der Tochter und einem Freund aus Frankreich unsere Platsopita mit einem frischen Salat, hauseigenem Feta-Käse, einem hervorragenden Wein aus der Ortschaft und natürlich Brot aus der Bäckerei genießen konnten. Im Handumdrehen waren wir Familienmitglieder.

Wer also in die Gegend von Zitsa kommt, dem sei ein Besuch in der Bäckerei von Kostas wärmstens ans Herz gelegt. Idealerweise gleicht kombiniert mit einem Backkurs. Ihr werdet es nicht bereuen, denn Kostas liebt und lebt seinen Beruf!

Erst kürzlich hat ein Couchsurfer ein beeindruckendes Video von dieser Leidenschaft gedreht, welches wir Euch nicht vorenthalten wollen.

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